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Zuerst Podcast-Gast und dann Mentor

23.10.2022

In den letzten 2,5 Jahren führte ich über 150 Interviews mit den spannendsten Persönlichkeiten in Tirol und teilweise über den Grenzen hinaus. Ich sprach mit Grafen, Unternehmer:innen, Gründer:innen, Sportler:innen und vielen weiteren. Ich muss gestehen, dass es dabei nie Ziele gab, ich wollte einfach nur das Beste aus dem Gespräch herausholen und dabei lernen, doch ein Gast entpuppte sich mehr als 1 Jahr später als Mentor.

 

 

Es war 17:30 Uhr an einem Mittwochabend im Juli. Es traf eine E-Mail ein von einem Podcast-Gast, der gut ein Jahr zuvor ein Gespräch mit mir führte. Die Einleitung bezog sich auf meine letzten Gäste, meine Gesprächsführung und meine Ausstrahlung. Ich kehrte in mich und freute mich sehr, da es ein Podcast-Gast war, den ich zutiefst schätze und von dem ich im Gespräch sehr viel lernen konnte. Ich las die Zeilen erneut und fragte mich, um was es wohl in dieser E-Mail gehen wird. 

Einen Absatz später lud er mich zu einem Achtsamkeits Retreat auf einer Alm ein, das vier Tage dauert und er sich aufgrund der Planung über eine schnelle Rückmeldung freut. Ohne lange nachzudenken, stimmte ich dem Retreat zu.

 

Eine Frage, die mich nicht mehr losließ

Ich freute mich unheimlich auf das Retreat, auf ein Wiedersehen und das Kennenlernen von neuen, spannenden Unternehmer:innen, die auch bei dem Retreat dabei sind, allerdings begleitete mich eine Frage: Sollte ich fragen, ob er vorher noch Zeit für einen Austausch hat?

Es verzogen drei Tage und ich schrieb eine E-Mail, indem ich fragte, ob er in den nächsten Wochen Lust auf ein Mittagessen hat, indem wir uns wieder intensiv austauschen. Ein paar Stunden später erhielt ich eine Zusage, doch es blieb nicht beim Mittagessen. Mein Podcast-Gast sendete mir darüber hinaus einen Vorschlag für eine kleine Wanderung, der ich natürlich zustimmte.

Drei Tage bevor wir uns wieder sahen, bekam ich eine E-Mail, auf welche Gesprächsthemen und Fragen er sich vorbereiten darf. Mir schwebten sofort mehrere Themen im Kopf herum: Erwartungshaltung an sich selbst und andere, Exzellenz, Energiemanagement, Perfektion, Umgang mit negativen Gedanken, glücklich sein und loslassen.

Ich schrieb ihm diese Themen und fügte die Frage hinzu: Hast Du auch Fragen an mich? Kurz darauf erhielt ich eine Antwort: Ja, auch ich habe Fragen. Was ist Dein Warum? Was treibt Dich an? Warum springst Du jeden Tag aus dem Bett?

 

Ein Gespräch über mehr als 3,5 Stunden

Angekommen bei seiner Firma kam er mir mit zwei Büchern und einem großen Lächeln entgegen. Die Bücher legte ich im Auto ab und die Wanderung begann mit den Fragen: Wie fühlst Du Dich heute? Was sagt Deine Energie?

Wir sprachen über Vitalität, Zufriedenheit, Glück, Selbstmanagement und viele weitere Themen. Insgesamt waren es mehr als 3,5 Stunden, in denen wir über alles Mögliche sprachen. Während des Gesprächs stellte ich mir immer wieder die Frage, wie ich nur hierhergekommen bin. 

Retrospektiv hörte ich einfach auf mein Bauchgefühl. Ich wollte Podcasts machen, weil ich Podcasts gerne mag und ich selbst einen Teil dazu beitragen wollte. Ich wollte Wissen und Weisheiten vermitteln und fing einfach an. Auch bei den Gäst:innen ging ich nie nach deren Reputation. Ich fragte mich einfach, ob ich selbst diese Person spannend finde.

Diese Person gab mir immer wieder Tipps, schrieb mir Mails, sendete mir seinen Fragenkatalog für sein Unternehmen (ca. 75 Mio Umsatz) und sich selbst durch. Ich lernte so viel und sah das alles schon mehr als Mentoring an. 

 

Intuition und gewahr sein

In den über 2,5 Jahren hörte ich immer nur auf mein Bauchgefühl und stoppte meine Ration, sobald sie wieder die Überhand nehmen wollte. Es kam nicht selten vor, dass mein Kopf sagte: Lass die Interviews und konzentriere Dich auf das Kerngeschäft, Du musst doch schließlich Geld verdienen. Immer wieder unterdrückte ich diese innere Stimme und sagte mir selbst, dass das alles seinen Grund haben wird.

Wir Menschen wollen immer Sicherheit und vor allem in Krisenzeiten sind wir noch mehr auf Sicherheit bedacht. Als die Pandemie begann, veröffentlichte ich jeden Freitag eine Folge und hörte seitdem nicht mehr auf, an diesem Projekt zu arbeiten. 

Als der Konflikt zwischen Ukraine und Russland entstand, folgte ich weiterhin meiner Intuition und machte weiter. Klar sagte auch hier wieder der Kopf: Sichere Dich ab, falls eine Inflation kommt und es Insolvenzen gibt. Aber auch da stellte ich die Stimme ab und folgte meiner Intuition. 

 

Neues Projekt

Im Juli 2022 veröffentlichte ich mein Projekt namens “Learnings of Tomorrow“. „LOT“ bietet Workshops und Seminare für Zukunfts- und aktuelle Themen an. LOT bietet Inspiration für die Welt von morgen und möchte Unternehmer:innen, Zukunftsdenker:innen, Visionär:innen dabei helfen, die Barrikaden für die Umsetzung ihrer Ideen bestmöglich zu senken. 

Das erste Angebot bezog sich auf das Thema Produktivität und wurde von mir vorgetragen. Als ich mein Umfeld über diesen Schritt informierte, hieß es immer wieder: Es scheint, als ob Du Dich seit mehr als 2,5 Jahren auf dieses Projekt vorbereitet hast!

Ich beschäftigte mich nämlich unentwegt mit dem Thema Produktivität und rückte vor allem das Thema während Corona nochmals in den Fokus. Für viele Menschen zähle ich zu den absoluten Produktivitäts-Freaks. Gerade jetzt vor dem Hintergrund, dass das Thema mehr denn je gefragt ist, war ich zum richtigen Zeitpunkt, am richtigen Ort.

Rober Pacher